
Das Programm für die zweite Auflage von Juttas Festival ist fertig!
Freitag, 1. August
16.00-17.00 Uhr (Infopunkt „Am Ohr“) Führung zur jüdischen Geschichte des Gutshofes 1932-1943
Als „Landwerk Neuendorf“ war der Gutshof ein landwirtschaftliches Lehrgut für jüdische Menschen. Später wurde er ein Arbeits- und Deportationslager. Mit Julia Cartarius, Geschichte hat Zukunft – Neuendorf im Sande
17.30-18.30 Uhr (Zur Tanke) Deutsche Erinnerungskultur und die Zerstörung von Gaza
Die Erinnerung an den Holocaust und die Beschäftigung mit den aktuellen Ereignissen in Gaza und im Westjordanland führen international, aber insbesondere in Deutschland zu schwierigen Diskussionen. Das beeinflusst auch unsere Arbeit auf dem Gutshof Neuendorf im Sande, wo sich in den 1930er-Jahren jüdische Menschen unter dem Druck der Nazis auf die Auswanderung nach Palästina vorbereiteten. Nachdenken über ein Dilemma, mit Tanja Tricarico und Bernd Pickert, Geschichte hat Zukunft – Neuendorf im Sande
18.30-20.00 Uhr (Bullenstall) – Film: Antifa. Schulter an Schulter, wo der Staat versagte
Zum ersten Mal sprechen fünf Antifa-Aktivist:innen ausführlich über die Hintergründe und Praktiken einer ungewöhnlich professionellen Bewegung, die der aufblühenden Neonaziszene im wiedervereinigten Deutschland nach 1989 entgegentrat. Leftvision 2024
20.00 Uhr (Zur Tanke) – Sasha Lurje & Lebedik Trio
Die Reise des jiddischen Liedes von seiner Heimat in Osteuropa bis zu New Yorks Lower East Side. Diese musikalische Kooperation zwischen der gefeierten lettischen Sängerin Sasha Lurje und dem amerikanischen Violinisten extraordinaire Craig Judelman folgt den Wendungen der jiddischen Lied-Tradition von intimen Volksliedern bis hin zu ausgefeilten Theater- und Kunstliedern. Begleitet werden Sasha und Craig von der Akkordeonistin Sanne Möricke, seit Jahrzehnten eine der führenden Musiker*innen der Berliner Klezmer-Szene.
21.30 Uhr (Zur Tanke) – Duo PAYE
PAYE ist ein innovatives Duo aus Berlin, das die traditionellen Klänge Anatoliens mit den pulsierenden Rhythmen elektronischer Musik verbindet. Gegründet von Ufuk Elik (Saz, Bağlama, Gesang) und Cem Dinler (Keys, Synthesizer), zwei erfahrenen Musikern aus der lebendigen Istanbuler Musikszene, schöpft das Duo aus seinen Wurzeln in der anatolischen Volksmusik und wagt sich gleichzeitig in neue Klangwelten vor.
23.00 Uhr (Zur Tanke) – Pulsar Collective
Pulsar Collective sind vier Live-Looping-Multiinstrumentalisten, die energiegeladene und mitreißende elektronische Live-Performances kreieren. Jeder Auftritt ist eine einzigartige Interpretation ihrer originellen musikalischen Ideen – keine zwei Shows klingen jemals gleich.
Ausgestattet mit zwei Stimmen, einer Drum Machine, Synthesizern, Percussions, Gitarre und Bambussaxophon verschmelzen sie nahtlos melodischen Techno, Indie Dance und Breakbeats mit Wave, psychedelischem Rock und einem Hauch von Weltmusik.
Samstag, 2. August
10.30-11.30 Uhr (Bullenstall) – Tesla den Hahn abdrehen!
Janine Korduan stellt die Kämpfe zu Wasser in Ostbrandenburg vor, insbesondere die Arbeiten der
Bürgerinitiative Grünheide und des Bündnisses Tesla den Hahn abdrehen.
Das ist wichtig für Menschen hier, aber auch für Berliner*innen relevant. Möglicherweise wird auch
noch mehr Wald rund um Fürstenwalde gefällt.
11.00-12.00 Uhr (Infopunkt „Am Ohr“) Führung zur jüdischen Geschichte des Gutshofes 1932-1943
Als „Landwerk Neuendorf“ war der Gutshof ein landwirtschaftliches Lehrgut für jüdische Menschen. Später wurde er ein Arbeits- und Deportationslager. Mit Julia Cartarius, Geschichte hat Zukunft – Neuendorf im Sande
11.30-13.00 Uhr (Feuerwehrzelt) – Kommunalpolitik im ländlichen Raum in Zeiten der rechten Wahlerfolge
Wie geht eigentlich Politik im ganz Lokalen? Windräder, Solarparks oder Ganztagsschule – der Spagat zwischen Bundespolitik und der Umsetzung im Lokalen passiert nicht ohne Reibung. Dazu kommen Gemeinden, deren eigene Mittel extrem begrenzt sind und eine Verwaltung, die von rechts in manchen Landstrichen lahmgelegt wird. Wie kann unter diesen Voraussetzungen auf kommunaler Ebene noch politisch gestaltet werden? Eva Hoffmann ist Gemeindevertreterin in Steinhöfel und berichtet, welche Themen in der Region heiß diskutiert werden, wie sie mit Angriffen von rechts umgeht, welche Strategien funktionieren und welche nicht.
12.00-14.00 Uhr (Zur Tanke) – Jungnazis, Kampfsport, Männlichkeitsbilder und die rechtsextreme Szene 2025
An vielen Orten, auch in Brandenburg, sorgen neu entstehende Gruppen sehr junger Neonazis für Aufsehen. Was sind das für Leute, wie sind sie einzuschätzen? Die rechtsextreme Konstruktion von Männlichkeit beruht auf Gewalt und dem Recht des Stärkeren – mit Kampfsport als zentralem Faktor. Welche aktuellen Strukturen gibt es? Darüber berichten taz-Reporter Konrad Litschko und Jan-Henning Bode vom Gym Grapple&Strike in Bremen. Anschließend gibt es ein Workout mit einfachen Bewegungsübungen aus dem Boxen. Moderation: Bernd Pickert
13.00-14.00 Uhr (Bullenstall) – Überm Tellerrand. Im Gespräch mit ukrainischen Frauen (nur für Frauen)
Verschiedene Fragen, 4 Minuten Zeit und danach Wechsel der Gesprächspartnerin – es wird rasant! Welche Fragen? Z. B. diese: Was sind deine Lieblingssüßigkeiten? Lachen ist garantiert, und schnell reden auch – denn nach 4 Minuten sprichst du mit einer anderen Frau. Im Anschluss könnt ihr weiterreden und euch austauschen ohne Zeitbegrenzung.
Moderation: Gabi Moser, Sozialpädagogin mit faible fürs Interkulturelle Miteinander
13.00-14.00 Uhr (Feuerwehrzelt) – Lernort Neuendorf im Sande
Wie hängen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammen? Und wie kann das ehemalige Landwerk Geschichte heute neu vermitteln? Julia Cartarius und Katharina Vorbau berichten über
ihre pädagogische Arbeit für Schulen und Jugendbildungseinrichtungen auf dem Gutshof
Kontakt: info@geschichte-hat-zukunft.org
14.30-16.00 Uhr (Bullenstall) – Von Eisenhüttenstadt bis Fürstenwalde – kämpferische Perspektiven auf die Entrechtung Geflüchteter
Im letzten halben Jahr hat sich die Situation für Menschen, die in Ostbrandenburg Zuflucht suchen, dramatisch verschlechtert: Bezahlkarten, Dublin-Center und die Einstellung des Familiennachzugs sind Beispiele einer allumfassenden Diskriminierungspraxis. Sie betreffen Menschen in unserer Umgebung akut – von Eisenhüttenstadt bis Fürstenwalde. Auf dem Podium geben solidarische Initiativen von Nachbar*innen und selbstorganisierte Geflüchtete Einblick in aktuelle politische Kämpfe und praktische Unterstützungsmöglichkeiten.
15.00-16.00 Uhr (Zur Tanke) – Antifeminismus gestern und heute
Sie ist berufstätig und selbstbewusst, sexuell aufgeschlossen, aber heiratsunwillig: die Neue Frau der 1920er Jahre. Ein feministisches Role Model ihrer Zeit – und ein beliebtes Feindbild
für Nazis, damals wie heute. Die Jüdin Elsa Hermann schrieb vor rund 100 Jahren über die
Neue Frau. Die Publizistin Katja Kullmann denkt heute über sie nach, in ihrem Buch „Die Singuläre Frau“. Moderation: Tanja Tricarico
15.00-18.00 Uhr (Feuerwehrzelt) – Upcycling workshop: Müll gibt es nicht!
Aus Alt wird neu, aus Altpapier werden Postkarten, Bilder und Illustrationen. Wir werden zusammen kreativ und schneiden, kleben und nähen uns die Welt, wie sie uns gefällt.
Praktische Dinge tun, für Erwachsene und Kinder ab 6 Jahren, mit Claudine Roemen, loewengruen.de
16.00-17.00 Uhr (Infopunkt „Am Ohr“) Führung zur jüdischen Geschichte des Gutshofes 1932-1943
Als „Landwerk Neuendorf“ war der Gutshof ein landwirtschaftliches Lehrgut für jüdische Menschen. Später wurde er ein Arbeits- und Deportationslager. Mit Julia Cartarius, Geschichte hat Zukunft – Neuendorf im Sande
16.00-17.00 Uhr (Bullenstall) – Dialoge führen
… wenn kaum noch was geht? Ein spielerischer Perspektivwechsel mit den Omas gegen Rechts Brandenburg
16.30-17.30 Uhr (Zur Tanke) – Punk als Widerstandsform
Neue Nazis, Sexismus, Queerfeindlichkeit und eine autoritäre „Mitte“ – gab’s alles schon in den
1970ern. Punk war die Antwort darauf. Junge Frauen und Männer sangen satirisch über
Überfremdungsängste, Recht & Ordnung, schwulen Sex und weibliche Orgasmen.
Ulrich Gutmairs Buch „Wir sind die Türken von morgen“ erzählt davon. Lesung mit Musikbeispielen.
17.30-18.15 Uhr (Bullenstall) – Film: Hachschara Revisited
Ein Projekt von LandKunstLeben e.V. im Rahmen des Kulturland Brandenburg Themenjahres
“Freiheit. Gleichheit. Demokratie und Demokratiebewegungen”, 2009
Ein Film von Konstanze Binder
18.00 Uhr (Dorfplatz) – Dorfcombolitas
10 Frauen
9 Instrumente
Von Akkordeon bis Trompete
mit Lebenserfahrung und ungebändigter Lust an lauten Tönen
19.30 Uhr (Zur Tanke) – Zeynep Akdil
Die Cellistin Zeynep Akdil, geboren in Izmir, fesselt ihr Publikum mit einem ausdrucksstarken Spiel, das es auf eine emotionale Reise durch vielfältige Klanglandschaften mitnimmt. Nach ihrem Studium am Staatlichen Konservatorium der DEU in Izmir und der Hacettepe-Universität in Ankara zog sie 2003 nach Deutschland. Heute begeistert sie weltweit als Solistin – von klassischer Musik über Volksmusik bis hin zu experimentellen Klängen. Seit 2018 lebt sie in Berlin, wo sie ihre einzigartige künstlerische Vision auf die Bühne bringt.
21.00 Uhr (Zur Tanke) – Tulgey Beat
Ursprünglich trat die Band unter dem Namen WhatsFISH auf, bevor sie ihn während der Arbeit an ihrem Debütalbum „Out of Context” (2024) in Tulgey Beat änderten. Der Namenswechsel sollte Geheimnisvolles vermitteln und die Fantasie der Zuhörer anregen. „Tulgey” ist ein von Lewis Carroll (Alice im Wunderland, 1865) erfundenes Wort, das „dicht”, „dunkel” oder „finster” bedeutet und oft auf einen Wald Bezug nimmt. In Kombination mit dem Wort „Beat” betont es die rhythmischen Elemente der Band mit einem Hauch von Geheimnis.
22.30 Uhr (Zur Tanke) – Hakan Vreskala & Turbo Folk
Hakan Vreskala & TurboFolk sprengen musikalische Grenzen mit einer unverwechselbaren Mischung aus anatolischer Volksmusik, Punk-Attitüde und einer ordentlichen Portion Wahnsinn. Wer denkt, traditionelle Klänge und rebellischer Sound passen nicht zusammen, wird hier eines Besseren belehrt. Verzerrte Çağlama trifft auf donnernde Percussions, Grunge-Gitarrenriffs tanzen mit anatolischen Melodien, und ein druckvoller Bass verleiht dem Ganzen Bodenhaftung – roh, wild und zugleich präzise arrangiert. Auf der Bühne entsteht daraus ein energetisches Spektakel, das das Publikum zwischen Ekstase, Tanz und kollektiver Euphorie hin- und herwirbelt.
00.00 Uhr bis ??? (Zeitkapsel) – DJ ALMAN PVNK
DJ ALMAN PVNK heißt so, weil er mal in Istanbul Punkplatten mit deutschen Texten auflegte. Für Jutta wird er sich mäßigen und tanzbare Musik spielen: Punk, New Wave, Neue Deutsche Welle, Elektropop und was sich noch so alles auf der Festplatte tummelt.
Sonntag, 3. August
Ausklang beim gemeinsamen Frühstück
11.00-12.00 Uhr (Infopunkt „Am Ohr“) Führung zur jüdischen Geschichte des Gutshofes 1932-1943
Als „Landwerk Neuendorf“ war der Gutshof ein landwirtschaftliches Lehrgut für jüdische Menschen. Später wurde er ein Arbeits- und Deportationslager. Mit Bernd Pickert, Geschichte hat Zukunft – Neuendorf im Sande
Anschließend sind alle zum Hoffest unseres befreundeten Projektes LandkunstLeben im Nachbardorf Buchholz eingeladen!
Orga-Kram:
Anreise
Mit dem R1 bis Fürstenwalde (Spree), dann weiter zu Fuß (ca. 45 Minuten) oder Fahrrad (ca. 15 Minuten) Richtung Buchholz und der Beschilderung folgen.
Navi: Gutshof 4d, 15518 Steinhöfel (OT Neuendorf im Sande)
Parkplätze auf dem Gutshof sind ausgeschildert.
Übernachtung
Auf der Zeltwiese mit Zelt, Camper oder Bulli.
Essen
Leckerstes vegetarisches und/oder veganes Essen mit Gemüse aus der Region von der Küchencrew von Traumtänzerin e.V. (gegen einen schmalen Taler)
Trinken
Die Bar (an der Tanke) ist am Freitag ab 15 Uhr und Samstag und Sonntag ab 8 Uhr geöffnet.
Eintritt
Nach eigenem Ermessen – bitte nicht zu knauserig, wir haben dieses Jahr nur sehr wenige Fördermittel für das Festival! (Sehr gern könnt ihr auch schon vorher spenden. Konto hier.)
Anmeldung
Per Mail an juttasfestival@geschichte-hat-zukunft.org – ihr könnt auch ohne Anmeldung kommen, erleichtert uns aber die Planung, wenn ihr uns schreibt!
Hausrecht
Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die
rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, die der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur
Veranstaltung zu verwehren oder sie von dieser auszuschließen.
Hunde
Hunde dürft ihr gerne mitbringen – sie sind aber bitte jederzeit an der Leine zu führen! Respektiert es bitte, wenn sich manche in Anwesenheit von Hunden nicht wohl fühlen – ihr kennt das.
Und außerdem:
Traktormuseum
Stefan und Peter sind ein Stück lebende Geschichte hier auf dem Gutshof Neuendorf im Sande. Sie sind im Dorf aufgewachsen und haben in der DDR-Zeit im Volkseigenen Gut gearbeitet, das der Gutshof damals war.
1994 war nicht nur die DDR Geschichte, sondern auch das Volkseigene Gut und mit ihm auch die dort verwendeten Landmaschinen. Stefan und Peter begannen diese zu sammeln und sich liebevoll um die Fahrzeuge zu kümmern. Und so haben sie mit der Zeit ihr „Traktormuseum“ aufgebaut.
Stefan und Peter öffnen ihre Tore am Freitag ab 16 Uhr und am Samstag ab 14 Uhr. Schaut vorbei!
Jutta Baumwol
Juttas Festival heißt so in Erinnerung an Jutta Baumwol, die in diesem Jahr 100 Jahr alt hätte werden können, wenn die Nazis sie nicht kurz vor ihrem 18 Geburtstag von unserem Gutshof aus nach Auschwitz deportiert und umgebracht hätten, weil sie jüdisch war.
Jutta kam 1941 als junges Mädchen zur Zwangsarbeit nach Neuendorf. Im April 1943
wurde sie zusammen mit den anderen verbliebenen „Neuendorfer“ Juden und Jüdinnen
nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Prägend und beeindruckend ist ein Brief, den sie
vor ihrem Tode an ihre Familie in Israel schicken konnte. „Bleibt stark, ich bin es auch“, steht dort
geschrieben.
Am Eingang des Gutshofes Neuendorf im Sande erinnert ein Denkmal an Juttas Schicksal und
jedes Jahr am 4. Mai feiern wir ihren Geburtstag. Das Festival ist Juttas Mut und ihrer Geschichte
gewidmet. Es steht für Verständigung, gegen Antisemitismus, Rassismus und jede Art von
Hass und Ausgrenzung, in Brandenburg und überall.
